Goldener Kanaldeckel 2023 geht nach Lünen, Arnheim und Köln
Zum 16. Mal hat das IKT den „Goldenen Kanaldeckel“ verliehen. Das ist ein Preis für Mitarbeiter von Stadtentwässerungen für herausragende Projekte und Leistungen. In diesem Jahr stehen Fachleute aus Köln, Lünen und Arnheim (Niederlande) auf dem „Treppchen“.
Die Auszeichnung der Preisträger erfolgte vor großem Publikum auf dem „Tag der Kommunalen Abwasserbetriebe“ am 25. Oktober. Gut 100 Teilnehmer fanden sich ein bei diesem Jahrestag des Kommunalen Netzwerks der Abwasserbetriebe KomNetABWASSER.
Drei Preisträger hatte die vierköpfige Jury aus den neun eingegangenen Bewerbungen ausgewählt und prämiert. Überreicht wurde der Goldene Kanaldeckel von Matthias Börger, dem Abteilungsleiter Wasser aus dem NRW-Umweltministerium.
Bilder vom „Tag der Kommunalen Abwasserbetriebe“ / Preisverleihung „Goldener Kanaldeckel 2023“
Erster Platz
Lea Steyer, Stadtentwässerungsbetriebe Köln
Projekt: „Wasser-Risiko-Check“
Preisgeld: 2.000 Euro
Köln ist mit über einer Million Einwohnern die größte Kommune in Nordrhein-Westfalen. Des Öfteren haben Hochwasser und Starkregen für Schäden an Immobilien gesorgt und Hausbesitzer überrascht.
Wissenschaftler prognostizieren eine steigende Anzahl solcher Ereignisse. Aus den Starkregen der vergangenen Jahre muss daher gelernt werden und Maßnahmen zum Schutz von Leib und Leben, aber auch der Gebäude getroffen werden.
Anfragen bei der Stadtverwaltung zum Thema Starkregen und Maßnahmen gegen Überflutung sind personell bei der hohen Anzahl von gefährdeten Gebäuden kaum zeitnah zu beantworten. Auch fehlen den Mitarbeitern beim Stadtentwässerungsbetrieb wichtige Informationen zu den einzelnen Immobilien.
Hier setzt das Projekt von Lea Steyer an: Die Kölnerin hat ein digitales, webbasiertes Beratungstool entwickelt, das alle Bürger Kölns kostenlos, schnell und einfach nutzen können. Auf der Webseite der Stadtentwässerung kann jeder mit wenig Zeitaufwand herausfinden, ob sein Gebäude gefährdet ist und was er tun kann.
Das geht mithilfe eines Fragebogens zur Situation des einzelnen Grundstücks, der alle relevanten Aspekte abdeckt, so zum Beispiel die Bebauungsstruktur, die Flächennutzung, die Topographie und die vorhandenen Anlagen der Grundstücksentwässerung. Die rund 30 Fragen sind mit beispielhaften Abbildungen und verständlichen Erläuterungen versehen, sodass auch Laien leicht verstehen, worum es geht.
Auf Basis der eingegebenen Antworten erstellt eine Bewertungsmatrix ein Risikoprofil des Grundstücks. Aus mehr als 40 im System hinterlegten Schutzmaßnahmen trifft dann die Software eine Vorauswahl der Maßnahmen, die sinnvollweise zu ergreifen sind. Das sind bauliche Hinweise verschiedenster Art, wie Barrieren vor Fenstern und Türen bis hin zu Entsiegelung von Höfen und Parkplätzen. Die empfohlenen Maßnahmen werden zudem mit Graphiken und Videos verständlich erläutert.
Wenn der Nutzer seine Adresse eingibt, erhält er sogar eine konkrete Einschätzung seiner Gefährdung bei Hochwasser, Grundhochwasser und Starkregen. Grundlage hierfür sind die städtischen Überflutungsgefahrenkarten.
Seit Mitte 2023 wird das System nicht mehr nur in Köln eingesetzt. Gleich mehrere Kommunen setzen das von Lea Steyer entwickelte Tool ein. Weitere interkommunale Kooperationen sind geplant. Unterstützt wird das Projekt zudem auch finanziell von der nordrhein-westfälischen Landesregierung.
Zweiter Platz
Erik Laurentzen, Stadt Arnheim / Niederlande
Projekt: „Bestandsaufnahme und Untersuchung der Abwasserdruckleitungen“
Preisgeld: 1.000 Euro
Die Abwasserdruckleitungen waren in diesem Jahr gleich mehrfach in den Bewerbungen zum Goldenen Kanaldeckel vertreten. Dies zeigt, wie sehr diese sensible Infrastruktur im Fokus der Stadtentwässerungen steht und wie sehr man nach Lösungen zur Optimierung dieser Systeme sucht.
Oftmals verfügen die Netzbetreiber über wenige bis gar keine Informationen zum Zustand der zum Teil schon alten Druckleitungen. Nicht selten fehlen sogar Kenntnisse über deren genauen Verlauf. Deshalb sind auch die Risiken eines plötzlichen Ausfalls und möglicher Folgeschäden nicht bekannt.
Im Rahmen des Projekts wurde eine systematische Strategie für den Umgang mit dem kompletten Druckentwässerungsnetz der Gemeinde entwickelt.
Das Konzept besteht aus einem detailliert und umfassend ausgearbeiteten Stufenplan, in dem auch Verantwortung und Zuständigkeiten klar definiert werden. Es beinhaltet konkrete Störfallpläne für Druckentwässerung und Abwasserpumpstationen, eine umfassende Risikoanalyse, die Besichtigung der mit den größten Risiken behafteten Abwasserdruckleitungen und Empfehlungen zur Inspektion und Reinigung, sowie den Einsatz von modernen Inspektions- und Sanierungstechnologien.
Auf der Grundlage der so gewonnenen Informationen können fundierte Entscheidungen auf der Grundlage einer Risikobewertung, wie sie beim Asset Management üblich ist, über das weitere Vorgehen getroffen werden.
Diese, auch für weitere Kommunen einsetzbare Strategie ermöglicht es dem Netzbetreiber bei akzeptablem Aufwand einen angemessenen Einblick in die relevanten Aspekte des aktuellen Zustands der Druckleitungen im Entwässerungsnetz der Kommune zu erhalten. Als Initiator, Berater, Auftraggeber und Verbindungselement zwischen allen Projektbeteiligten erhält Erik Laurentzen den zweiten Preis für das Projekt.
Zur Bewerbung aus Arnheim (NL)
Dritter Platz
Michael Hartmann und Matthias Krölls, Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen
Projekt: „Entwicklung und Umsetzung einer bedarfsgerechten Straßenablaufunterhaltung“
Preisgeld: 500 Euro
Die beiden Lünener Preisträger haben ihr Projekt der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung gewidmet. Es geht dabei um die Unterhaltung von Straßenabläufen.
Lünen hat etwas 12.000 dieser „Gullys“, die bislang zwei Mal pro Jahr gereinigt worden sind. Dabei ist dieses starre Intervall nur selten effizient. Teilweise sind die Abläufe gar nicht verschmutzt oder benötigen eine häufigere Reinigung, wie zum Beispiel in Senken.
Michael Hartmann und Matthias Krölls machten sich daher daran, eine bedarfsgerechte Reinigungsstrategie zu entwickeln. Mit Hilfe einer Software haben sie verschiedene Datenquellen verschnitten, um den Ressourceneinsatz zu optimieren. So nutzen sie die vorhandenen Starkregenkarte, das Baumkataster und andere kommunale Daten für die Optimierung.
Die Füllgrade der Schmutzfänger werden nun mit Mobilgeräten digital erfasst und in eine Datenbank eingepflegt. Es werden nicht nur die Unterhaltungsergebnisse lückenlos dokumentiert, sondern es entsteht nach und nach auch ein digitales Kataster aller Straßenabläufe. Diese Digitalisierung ist viel effizienter als die alte Vorgehensweise. Sie erhöht auch die Motivation der Mitarbeiter, weil händische und zeitraubende Arbeiten entfallen.
Mängel an Straßenabläufen werden schneller und systematisch erfasst. Auch Bürgermeldungen und Fotos fließen in die Datenbank ein. Dies alles erleichtert es, Reparaturen zu planen und führt somit zu einem besseren Zustand der Infrastruktur. Durch diese effiziente Reinigung wird der Abfluss bei Starkregen verbessert und Überflutungen verringert. Der Effizienzgewinn schlägt sich nicht nur auf die Kosten, sondern auch auf den geringeren Personaleinsatz nieder.
Wie bereits bei den beiden anderen Preisträgern ist dieses System auch für andere Kommunen übertragbar. Ein Grund, um bei der Preisverteilung Berücksichtigung zu finden.
Über den Goldenen Kanaldeckel
Mit dem Goldenen Kanaldeckel zeichnet das IKT seit dem Jahr 2002 Mitarbeiter von Kanalnetzbetreibern für herausragende Leistungen bei Neubau, Sanierung oder Betrieb einer modernen und zukunftsweisenden Abwasserinfrastruktur aus. Wichtige, innovative Leistungen, die üblicherweise im Verborgenen erbracht werden, rücken so ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Der Kanaldeckel symbolisiert dabei die Schnittstelle zwischen Bürger und Kanalisation.
Bisherige Preisträger: Gewinner „Goldener Kanaldeckel“ 2002 – 2023
Ansprechpartner
Roland W. Waniek
Telefon: 0209 17806-0
E-Mail: info@ikt.de
Sorry, the comment form is closed at this time.